Leichtathletik

 

Am Bierzelt-Sonntag den 09. Juli 2017 konnte Bene Huber im Steigerwaldstadion Erfurt seinen Deutschen Meister-Titel über 800 m vom letzten Jahr verteidigen.

Am Tag darauf wurde er vom TSV Palling und seinen Anhängern im heimischen Bierzelt freudig begrüßt und mit tosendem Applaus gebührend gefeiert.

Sabine Wimmer durfte ihm dabei einige Fragen stellen und hätte eigentlich noch viel mehr Fragen an ihn gehabt.

Daraufhin kam ihr die Idee, ihn einfach mal zusammen mit seinem langjährigen Trainer Rupp Rambichler zu interviewen und alle Interessierten und Sportbegeisterten an seinem Werdegang teilhaben zu lassen.

„Ich war ein mittelmäßiger Schüler“ behauptet er von sich selbst. Er nahm sich vor, den M-Zug an der Mittelschule in Trostberg zu machen - beendete diesen aber bereits nach der 9. Klasse mit dem Qualifizierten Abschluss.

Seine 3 ½-jährige Ausbildung zum Elektroniker machte er bei der BSH in Traunreut – seinem jetzigen Arbeitgeber. „Ich war der einzige Mittelschüler in meinem Ausbildungsjahrgang. Da entwickelte ich den Ehrgeiz zu zeigen, dass ich genauso gut wie die anderen Azubis bin“. Dies gelang ihm auch - und auf Grund seines guten Berufsausbildungsabschlusses erhielt er automatisch die Mittlere Reife. Es folgten ein Jahr auf der BOS und im Anschluss das Studium „Produktionstechnik“ in Rosenheim.

Durch seine Abschlussarbeit und ein Praktikum kam er wieder zurück zu seinem Ausbildungsbetrieb in die Entwicklungsabteilung.

„Sehr bemerkenswert ist, dass der Bene parallel zu seinem sportlichen Ehrgeiz auch den schulischen Ehrgeiz entwickelt hat. Dies war schön zu beobachten“ meint sein langjähriger Trainer Rupp Rambichler.

Bene probierte als Kind viele Sportarten aus. Spielte Fußball und trainierte parallel dazu alle Disziplinen der Leichtathletik. „Wir trainierten alles quer durch – Sprint, Weit- und Hochsprung, Ballwurf, später Kugelstoßen und sogar Hürdenlauf. Da hatte er eine gute Technik.“ so sein Trainer Rupp, welcher ihn seit dem 10. Lebensjahr begleitet. Mit dem Fußball hörte Bene in der A-Jugend auf und konzentrierte sich immer mehr auf die Leichtathletik.

Zu Bene’s Leichtathletik-Trainern gehörten über die Zeit Helmut Huber, Irmi Neuenhoff, Marianne Wilsch, Toni Mirlach, Englbert Prambs, Armin Brandl und Günther Strohhammer jun.

„Die Grundausbildung der Leichtathletik macht sich bei mir auch heute noch bemerkbar. Das ist einfach eine ganzkörperliche Fitness, verbunden mit Koordination, die Du damit erlangst“ resümiert Bene.

Schmunzelnd fügt Rupp hinzu: „Da gab es einige Jungs im Dorf – darunter auch der Bene – die mich fragten, ob sie am Samstag ein zusätzliches Training mit mir machen dürfen. Ich war begeistert und so kam es, dass sie viele zusätzliche Trainingseinheiten machten.“

Noch vor dem Studium änderten Rupp und Bene das Training mehr in Richtung Ausdauer und Laufen. Es folgten immer mehr Teilnahmen an Stadt- und Crossläufen.

In Ingolstadt wurde er 2011 zum 1. Mal Bayerischer Juniorenmeister über 800 m.  

Darauffolgend bestritt er seine erste Deutsche Junioren-Meisterschaft über 800 m in Bremen. „Dort war ich nicht so erfolgreich - bin eher hinterhergelaufen und mit dem 9. Platz um einen Platz am Finale vorbeigelaufen. Aber ich hab‘ eine neue persönliche Bestzeit aufgestellt und mich somit für die Deutschen Meisterschaften der Aktiven qualifiziert. Dort habe ich anschließend teilgenommen“ so sein lockerer Kommentar über den 9. Platz.    

Seit 2015 startet er für die LG TELIS Finanz Regensburg. Die Entscheidung das Wappen seines Heimverein TSV Palling nicht mehr auf dem Trikot zu haben fiel ihm jedoch schwer. Erst nach einigen Gesprächen mit seinen engsten Vertrauten im Verein entschied er sich zu dem wichtigen Schritt.

Wie bekamst Du überhaupt die Chance auf den Vereinswechsel?

„Ich bin wieder mal – wie meistens – alleine zu einem Wettkampf, diesmal nach Dessau, gereist. Dort haben’s mich gefragt, ob ich mit dem Team der LG Telis Finanz Regensburg nach Heusden in die Niederlande mitfahren möchte. Das Angebot habe ich gleich angenommen. Es hat Spaß gemacht mit einem großen und starken Team an den Start zu gehen. Man unterstützt und feuert sich gegenseitig an.“

Wer war denn bis zu diesem Zeitpunkt Dein Trainer?

„Das Mittelstreckentraining hat der Werner Oberauer (Organisator vom Traunreuter Stadtlauf) übernommen. Und das Sprinttraining hat der Rupp ausgearbeitet. Die beiden haben auch das samstägliche Lauftraining in der Pallinger Sporthalle ins Leben gerufen und organisiert. Als Trainingspartner hatte ich den Prambs Flo – der war übrigens lange Zeit immer schneller was mich extrem angespornt hat.“

Die Idee von Werner war es, alle Laufgrößen aus dem Chiemgau wie z.B. Florian Holzinger, Felicitas Schützinger, Florian Prambs, Mathias Loipfinger und Marina Schenck in eine gemeinsame Trainingsgruppe zu integrieren und ein spezielles Lauftraining anzubieten. Diese Möglichkeit wurde gut angenommen und ist somit immer noch Bestandteil in Palling’s Sportverein.

Welcher Moment war prägend für Deinen sportlichen Ehrgeiz?

„Das war 2011 bei der Deutschen Meisterschaft der Aktiven. Dieses riesige Stadion in Kassel war einfach beeindruckend. Erstmals vor 15 000 Zuschauer zu laufen – das macht Spaß. Ich bin zwar nur auf Platz 21 gelaufen, aber ich wollte wieder teilnehmen um dann besser abschneiden zu können.“

Erst seit er für Regensburg startet, hat er eine komplette Mannschaft um sich rum. Gleichwertige Trainingspartner, einen Sportarzt, einen detaillierten Trainingsplan und sogar einen Manager. Dieser unterstützt Bene, in bessere und attraktivere Wettkämpfe rein zu kommen.

„Inzwischen fragen sogar Organisatoren an, ob ich bei dem ein oder anderen Rennen an den Start gehen möchte.“

Auch Anti-Doping ist ein Thema. Bereits 2016 meldete er sich freiwillig im Nationalen Testpool für Anti-Doping an und wird regelmäßig getestet.

Welche Ziele gibt es für einen 28-jährigen 800-m-Läufer denn noch?

„Mein großes Ziel ist die Heim-Europameisterschaft in Berlin 2018. Vielleicht mache ich aber auch noch bis 2020 weiter und probiere, mich nochmal für die Olympischen Spiele in Tokyo zu qualifizieren.“

In diesem Jahr hat er die Teilnahme zur Weltmeisterschaft leider verpasst. Für die WM-Teilnahme war eine Zeit von 1:45,9 min notwendig.

Seine schnellste Zeit lag bei 1:47,13 min.

Einer der Gründe hierfür könnte die Verletzung am linken Fuß sein, welche ihn über die gesamte Saison belastete.

Sein linker Fuß brachte ja auch fast den Start für den Endlauf der Deutschen Meisterschaft in Gefahr.

„Bereits der Vorlauf am Samstag war schon sehr schmerzhaft und in einer Kurve begann ich sogar zu humpeln.

Dennoch schaffte ich es, mich für den Endlauf zu platzieren“ erinnert er sich schmunzelnd.

Den Auftakt am Morgen mit 2 km lockerem Laufen und Steigerungsläufen musste er abbrechen. „Ich hatte echt Angst, den Start absagen zu müssen. Und obwohl die Einnahme von Schmerzmitteln kontraproduktiv sein kann - weil man müde davon wird – habe ich mich doch dafür entschieden.“

Mit einem breiten Grinsen fügt er hinzu: „außerdem hab‘ ich mir kurzentschlossen noch eine Stütze - ähnlich meiner Laufschuheinlagen - für die Spikes aus Papier gebastelt. Das hat den Fuß in der Kurve entlastet. Ob dies mehr für den Kopf oder tatsächlich für den Fuß war, kann ich gar nicht beurteilen – jedenfalls war der Lauf schmerzfrei.“

Der Körper ist bereits beim Warm-Up vor dem Start schon voller Adrenalin.

„In diesem Jahr war ich am Start allerdings extrem aufgeregt. Die Vorstellung der Starter durch den Stadionsprecher ist als Favorit schon ganz anders als noch in den Jahren davor.“

Erzähl‘ nochmal den Rennverlauf aus Deiner Sicht.

Das Rennen verlief recht ruhig. Nach 400 m passt die Position mit Platz 4 und es gab kein Gedrängel. Bei 600 m war ich dann auf Platz 3 und ich wusste, die beiden vorderen Läufer sind keine guten Sprinter. Ich dachte: ‘die hole ich mir nach der nächsten Kurve‘. Leider hatte der spätere Zweitplatzierte Jan Riedel eine ähnliche Taktik. Er ist schon in der Kurve angetreten und hat mir den Weg zum Überholen abgeschnitten. Somit musste ich einen weiteren Weg laufen um an ihm auch noch vorbei zu kommen. Im Ziel wusste ich anfangs noch nicht, ob es für den Sieg gereicht hat. Erst als die Kameras und Zuschauer auf mich schauten, war mir klar, es hat gereicht!“

„Noch in der Nacht fuhren wir nach Hause. Meine Eltern waren ja mit im Stadion. Am nächsten Tag war ich dann wieder in der Arbeit bei der BSH. Wobei das schon ein besonderer Arbeitstag war.

Mein Vorgesetzter ist sehr verständnisvoll was meinen Leistungssport betrifft. Er, meine Kollegen und die BSH stehen hinter mir. Außerdem haben sie mir die Möglichkeit eines 26-Stunden-Vertrages gegeben. Somit habe ich noch mehr Zeit für das Training und die Wettkampfreisen“

Die Wettkämpfe sind ja soweit um. Was machst du in der wettkampffreien Zeit?

„Zeit mit meiner Freundin Ramona verbringen, einfach mal faulenzen am See, klettern und radln gehen.“

Zwischenzeitlich wurde Bene Bayerischer Meister über 800 m. Herzlichen Glückwunsch!

Aber nun heißt es: pausieren und den Fuß bestmöglich schonen, um gesund und voller Elan in eine neue Vorbereitung und Wettkampfsaison zu starten.

Die Leichtathletik-Abteilung wünscht seinem vereinstreuen Bene weiterhin viel Freude und Erfolg!

Wir freuen uns, wenn er im Winter wieder am Mittwochs-Training „Fit durch den Winter“ teilnimmt.

Er nutzt dieses Training als Ausgleich zum Lauf-spezifischen Training.

BeneInterviewJuli17 20

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